Leuchtende Haie

Ein Hai ist das größte leuchtende Wirbeltier unserer Zeit

Biolumineszenz kommt im Tierreich häufiger vor

Die Fähigkeit zu leuchten, sogenannte Biolumineszenz, kommt im Tierreich häufiger vor. An Land handelt es sich dabei ausschließlich um Wirbellose wie z. B. einige Tausendfüßerarten oder auch unseren heimischen Großen Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca), auch als Glühwürmchen bekannt. Die bis ca. zwei Zentimeter großen Insekten verfügen am Hinterleib über einen Leuchtapparat, mit dem die flugunfähigen Weibchen potenzielle Sexualpartner auf sich aufmerksam machen können. Ein wunderschöner Anblick an Sommerabenden. Doch Biolumineszenz ist auch bei größeren Tieren anzutreffen – vor allem im Wasser und besonders häufig in der Finsternis der Tiefsee. Dort findet man leuchtende Quallen, Garnelen, Kalmare, aber auch Fische, also Wirbeltiere.

weibliches „Glühwürmchen“ (Lampyris noctiluca) Foto: Wofl)

Ein Hai ist das größte leuchtenden Wirbeltier

Und das (nach heutigem Kenntnisstand) größte dieser leuchtenden Wirbeltiere ist ein Hai. Genauer gesagt der bis zu 1,80 Meter lange Schokoladenhai (Dalatias licha). Seine Fähigkeit zur Biolumineszenz wurde erst 2021 entdeckt.  Der Schokoladenhai bewohnt vor allem die 200 bis 1.000 Meter tiefe Dämmerzone des Meeres, das sogenannte Mesopelagial. Er verfügt über leuchtende Rückenflossen sowie einen leuchtenden Bauch. Von den Rückenflossen wird angenommen, dass sie der innerartlichen Kommunikation dienen. Der Nutzen des leuchtenden Bauches ist hingegen noch unklar. Eine These besagt, dass er der Ausleuchtung des Meeresgrundes bei der Nahrungssuche diene, eine andere, dass er den Hai für Beutetiere, denen er sich von oben nähert, wegen des Gegenlichts schwerer erkennbar mache.1 Der Schokoladenhai ist in den meisten wärmeren Meeren zuhause, insbesondere im nördlicheren Atlantik, aber z. B. auch im Mittelmeer, dem Indischen Ozean und in den Gewässern Australiens. Zwischenfälle mit Menschen sind nicht bekannt. Umgekehrt fällt der Hai jedoch regelmäßig unseren Fischernetzen zum Opfer.

Schokoladenhai (Zeichnung: Gervais, Boulart 1877)

Das größte Leuchttier überhaupt ist ein Wirbelloser

Während der Schokoladenhai also das größte leuchtende Wirbeltier ist, gibt es unter den Wirbellosen noch größere Tiere mit der Fähigkeit zur Biolumineszenz. Das allergrößte ist der Riesenkalmar (Architeuthis dux). Er kann einschließlich seiner Tentakel über zehn Meter lang werden. Wie der Schokoladenhai ist auch dieser mächtige Jäger in Meerestiefen von mehreren hundert Metern zuhause.

Riesenkalmar (Foto: G. C. Feldman)
In Schottland angespülter Riesenkalmar um das Jahr 1900 (Foto: unbekannt)

Was ist Biolumineszenz?

Der Vollständigkeit halber noch eine Begriffsabgrenzung: Wie gesagt haben wir es beim Schokoladenhai mit Biolumineszenz zu tun. Das heißt, er ist in der Lage, durch biochemische Prozesse, in denen durch ein Enzym (Luciferase) eine Verbindung hergestellt wird, die Licht erzeugt. Das sogenannte Luciferin. Es gibt aber auch Tiere, z. B. die oben erwähnten Kalmare, die kein eigenes Luciferin herstellen können, sondern sich von biolumineszenter Beute ernähren und so den Leuchtstoff aufnehmen. In diesen Fällen spricht man von indirektem Leuchten. Wieder andere überlassen die Produktion Bakterien, die in ihren Leuchtorganen leben.

Sind Skorpione auch biolumineszent?

Wie wir wissen leuchten einige Tiere, u. a. Skorpione, wenn man sie mit UV-Licht anleuchtet. Skorpione leuchten also nicht eigenständig, sondern sie absorbieren Licht bestimmter Wellenlänge hier eben Ultraviolett – und strahlen es in einer anderen Wellenlänge zurück. Sie brauchen also erst einmal Licht-Input von außen, um selbst zu leuchten In diesem Fall spricht man daher nicht von Biolumineszenz, sondern von Biofluoreszenz. Ein gänzlich anderes Phänomen.

Skorpion unter UV-Licht (Foto: C. Brück)

Quellen:

1Mallefet, J., Stevens, D. W., & Duchatelet, L. (2021). Bioluminescence of the largest luminous vertebrate, the kitefin shark, Dalatias licha: first insights and comparative aspects. Frontiers in Marine Science, 8, 633582.

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