Hippos at Night Warnschild

St. Lucia – Stadt der Flusspferde

„Flusspferd-Hauptstadt“ St. Lucia (Südafrika)

„Beware of Hippos at Night“. Schon am Ortseingang fallen dem Besucher die omnipräsenten Warnschilder auf. Am Straßenrand werben Schilder für „Hippo-Bootstouren“, an Ständen werden Flusspferdskulpturen aus Holz oder Stein angeboten. Wir befinden uns in St. Lucia an der Küste von Kwazulu Natal in Südafrika. Das 1.100-Seelen-Städtchen ist mit einem Weltnaturerbe, dem iSimangaliso Wetland Park, in dem vier der „Big Five“ (nur Löwen fehlen) vorkommen, sowie kilometerlangen Naturstränden gesegnet. Der vor allem vom Tourismus lebende Ort liegt zudem unmittelbar am Ufer des Lake St. Lucia. Der zeitweise mit dem Meer verbundene und daher salzhaltige See ist mit einer Fläche von ca. 300 qkm der größte Südafrikas. Neben zahlreichen Wasservögeln wie Flamingos und Pelikanen beheimatet er auch Zambesihaie (eine Unterart des Bullenhais) sowie ca. 750 Nilkrokodile. Und eben etwa 1.100 Flusspferde (Zählung 2011). 

Flusspferde sind die gefährlichsten Großtiere Afrikas

Nilkrokodile und Flusspferde gelten als die gefährlichsten Großtiere Afrikas. Die IUCN geht von ca. 300 tödlichen Krokodilangriffen in Afrika jährlich aus. Einigermaßen belastbare Zahlen zu Hippoangriffen existieren nicht, die meisten Schätzungen liegen um 500 Todesopfer, einige auch weit darüber.

In St. Lucia trennt nur ein Schilfgürtel Gärten und Häuser der Menschen vom Lebensraum der potenziell gefährlichen Tiere. Während sich jedoch Krokodile nur selten weiter vom Wasser entfernen, gilt dies keineswegs auch für Flusspferde. Während die bis zu drei (in Ausnahmefällen über vier) Tonnen schweren Kolosse zwar den Tag meist dösend im Wasser verbringen, um ihre empfindliche Haut vor der Sonne zu schützen, begeben sie sich nach Sonnenuntergang an Land um ihren täglichen Nahrungsbedarf von bis zu 35 kg Gras zu decken. Dabei entfernen sie sich oft kilometerweit von ihrem Gewässer, um zu ihren Weiden zu gelangen. 

Touristenkarte St. Lucia

Und in St. Lucia bestehen diese Weiden eben auch aus Hausgärten und Parks. Allein oder in kleinen Gruppen überqueren die Hippos dann hell beleuchtete Straßen während die Autofahrer ihnen respektvoll die „Vorfahrt“ gewähren und die Touristen auf den sicheren Restaurantterrassen aufgeregt ihre Smartphones für einen Schnappschuss zücken. Wer abends eine halbe Stunde lang aufmerksam durch die Straßen fährt, wird sie fast immer irgendwo aufspüren und kann ihnen dann – oft aus nächster Nähe – beim Grasen zusehen. Ein Flusspferd im Vorgarten überrascht einen Einwohner von St. Lucia ebenso wenig wie eines, das auf seinem Weg in den Stadtpark die Tankstelle überquert.

Auch auf Youtube finden sich hierzu einige Videos:

(Meist) friedliche Koexistenz von Hippo und Mensch

Die Menschen haben sich mit der Situation arrangiert und halten ausreichenden Sicherheitsabstand während die Hippos entgegen ihrem schlechten Ruf trotz Autscheinwerfern, Blitzlichtern und Taschenlampen meist erstaunlich friedlich und entspannt wirken. Viele St. Lucianer sind davon überzeugt, dass es immer dieselben Tiere seien, welche nachts in die Stadt kommen, und sie sich daher an die Nähe der Menschen gewöhnt hätten. Sie nennen sie „Townies“.

Aber auch wenn „Townies“ vielleicht weniger aggressiv sind als ihre Artgenossen,  ist die Gefährlichkeit der Tiere keinesfalls zu unterschätzen. Auch in St. Lucia gibt es immer wieder, leider auch tödliche, Unfälle. Nach Einbruch der Dunkelheit gilt es auch in der Innenstadt, die Umgebung im Auge zu behalten und bei einer Begegnung mit Hippos, diesen möglichst viel Raum zu geben. Mit etwas Vorsicht und Aufmerksamkeit jedoch ist ein Aufenthalt in diesem Städtchen und seiner wundervollen Umgebung ein echtes Erlebnis und es gibt wohl nur wenige Orte auf der Welt, an denen sich Flusspferde während ihres „Landgangs“ so einfach und vergleichsweise sicher erleben lassen.  

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Quellen: Encyclopedia Britannica, Lamarque et al. 2009, nationalgeographic.com, Perissinotto et al. 2013, wikipedia.de

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