Zwei Tote am selben Tag am selben Ort
Wir alle erinnern uns an die beiden schrecklichen Haiattacken in Sahl Hasheesh bei Hurghada am 01. Juli. Zwei Frauen, die in Ufernähe schnorchelten, waren am selben Tag und nur etwa 200 Meter voneinander entfernt von einem Hai angegriffen und getötet worden. Aufgrund von Zeugenaussagen berichteten Medien zunächst, dass es sich um einen Makohai (Gattung Isurus) gehandelt habe.
Untersuchungsbericht: Es war kein Mako, sondern ein Tiger
Zur Aufklärung und zur Erarbeitung künftiger Maßnahmen untersuchte das Hurghada Environmental Protection & Conservation Association (HEPCA) die Unfälle. Der Untersuchungsbericht ist leider nicht öffentlich zugänglich, konnte aber vom Meeresbiologen Ekrem Parmaksiz von divernet.com eingesehen werden. Demnach schließt die ägyptische Behörde aus den Bissspuren, dass es sich in beiden Fällen um ein und denselben Hai, nämlich einen weiblichen Tigerhai (Galeocerdo cuvier) handelte. Man vermutet, dass das Tier aufgrund der Paarungszeit (Mitte April bis Ende Juli) besonders aggressiv gewesen sei. Aber auch eine Anlockung durch Lebensmittelabfälle, Köder oder von Schiffen entsorgte Tierkadaver hält man für möglich. Als Konsequenz wurden die Zahl der Rettungsschwimmer erhöht, die Freizeitfischerei in der Region verboten und weitere Wassersportaktivitäten eingeschränkt.
Es bleiben Zweifel
Biologe Parmaksiz hält die Schlussfolgerung, dass es sich um einen weiblichen Tiger handelte, zwar für möglich, jedoch nicht für sicher. Er verweist darauf, dass eigentlich die Männchen nach der Paarung aggressiv seien, nicht aber die Weibchen. Zudem gingen fast alle Haiunfälle der letzten Jahre in Ägypten auf Weißspitzenhochseehaie zurück, während die bis zu sechs Meter großen Tigerhaie kaum in Erscheinung traten. Auch die These von der Anlockung durch Kadaver oder Essensabfälle hält er für spekulativ. Er sieht vor allem auch in Temperaturveränderungen durch den Klimawandel eine Ursache von Verhaltensänderungen der Haie.
Wie berechtigt diese Zweifel sind, soll hier nicht beurteilt werden, schon gar nicht ohne Einsicht in den ganzen Bericht. Ich halte sie dennoch für erwähnenswert.